Liebe Ines.
Ich werde dich wohl niemals wiedersehen.
Unsere kurze Begegnung ging damit an, dass du mir einen Stift für meine Fahrkarte geliehen hast. Und dann eine Zigarette, und dann noch eine. Beide hatte ich bitter nötig. Mir geht es nicht gut im Moment, aber das siehst du mir nicht an. Du siehst meine Narben und sprichst mich auch gleich völlig unverfroren darauf an. Wie lange das denn her sei. Ich sagte, lange, auch, wenn die meisten vom Anfang dieses Jahres stammen.
Du hast mir Geschichten erzählt, von deinen Aufenthalten in der Psychiatrie, weil dein Mann sich wohl das Leben genommen hat. Dass er ein großer Fan von all den nordischen Mythologien war und dass man dich deswegen im Freundeskreis "Die unglaubliche Ines" nennt. Odin und Ines, das perfekte Paar. Du bist eine Frau mit viel Lebenserfahrung, mit deinen 53 Jahren und hast mir viel aus deiner Jugend erzählt. Wie du damals mit deiner besten Freundin alle an der Nase herumgeführt hast. Wie ihr feiern gegangen seid und wie du den lieben Till von Rammstein kennen gelernt und mit deinen Freunden davon überzeugt hast, dass er unbedingt Musik machen solle. Schau dir an, was aus ihm geworden ist. Rammstein ist geil. Rammstein war schon imme geil. Und wer weiß schon, dass der gute in seiner Jugend Körbe geflochten hat?
Ich weiß nicht, wie viele von deinen Geschichten wirklich wahr sind, aber sie haben mir diesen beschissenen Tag hier versüßt und ich bin glatt ein bisschen traurig, dass du vor mir aussteigen musstest.
Ich wünsche dir, dass du deinen Weg gehst, wo auch immer du noch sein wirst. Und sollte ich jemals dein geplantes Buch irgendwo im Laden finden, werde ich es bis zum letzten Wort verschlingen.
Mach es gut. Halt dich wacker.
Jane Doe~
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